Wissen
Trauma
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Trauma
Entstehung
Folgen
Hilfe
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Wie entsteht ein Trauma?
• starke seelische Erschütterung
• extremer Stress
• Gefühl der Hilflosigkeit
• Ausgeliefert sein
• Todesangst
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Ursachen - Beispiele
• Naturkatastrophen
• Krieg, Kampfeinsatz, Folter, Terror, Vertreibung
• Beobachtung des gewaltsamen Todes anderer
• Schwerwiegender Unfall
• Medizinische Eingriffe
• Sexualisierte Gewalt
• Tod der Eltern in der Kindheit
• Trauer
• Vernachlässigung und Missbrauch in der Kindheit
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Reaktionen
Normalerweise gibt es vier Möglichkeiten, auf angstmachende Situationen zu reagieren:
Angriff - Flucht - Erstarrung - Dissoziation (Wegtreten)
Bei traumatisierenden Umständen ist es nicht möglich, zu flüchten oder anzugreifen, es bleiben nur Erstarrung oder Dissoziation (inneres Aufgeben).
Je schwerer die belastenden Situation war oder je länger sie angehalten hat (z.B. wiederholte sexuelle Angriffe in der Familie), desto wahrscheinlicher entwickelt sich eine Traumafolgestörung.
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Traumafolgestörungen
• Dauerhafte Stressreaktion, Übererregtheit, Verspannungen
• Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
• Depressionen
• Angststörungen, Schlafstörungen
• Verhaltensstörungen wie z.B. Zwänge
• Persönlichkeitsstörungen
• Psychosomatische Störungen
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Besonderheiten des Traumagedächtnisses
• Hypersensible Wahrnehmung bestimmter Aspekte (z.B. Gerüche, Geräusche,
Farben etc.)
• Erinnerungen liegen bruchstückhaft und ungeordnet im Gedächtnis (Beispiel Puzzle)
Zeit und Raum werden oft nicht oder falsch registriert
• Gestörte Verarbeitung und Speicherung von Informationen, das Erlebte kann nicht klar als zur Vergangenheit gehörig eingeordnet werden – die Bedrohung wird als allgegenwärtig angesehen
(Flashbacks durch Trigger)
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Hilfe bei Traumatisierungen
• Eine stabile Bezugsperson:
Gut zuhören, emphatische Gesprächsführung, Geduld
• Zeit (einige Menschen schaffen es ohne Therapie)
• Medikamentöse Behandlung als Notfall-Hilfe
• Psychoedukation – Betroffene lernen, wie es zu diesen für sie unverständlichen Reaktionen kommt und wie sie damit umgehen können
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Ziele der Traumatherapie
Die Signale müssen richtig im Gedächtnis abgespeichert werden: Die Ereignisse müssen mit Ort, Zeit und allen anderen Erinnerungen dort gespeichert werden, dass sie als bereits geschehen erinnert werden und die Gegenwart nicht bei jedem Trigger (Auslöser) wieder aus den Fugen gerät.
Das ist nicht einfach, sondern langwierig und es ist schmerzhaft, sich nochmal mit den Erinnerungen zu befassen. Es soll wieder ein lebenswertes Leben möglich sein.
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Traumatherapie
Traumatherapie gehört unbedingt in die Hände von Fachleuten: Psychotherapie, Verhaltenstherapie, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing = Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung), Gestalttherapie, Kunsttherapie, Musiktherapie.
Schwierig in Deutschland ist, dass es zu wenig Trauma-Spezialist:innen gibt und die Betroffenen oft viel zu lange auf eine Therapie warten müssen.
Exkurs
Wie funktioniert unser Gehirn?
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Wie funktioniert unser Gehirn?
Teil 1 -
Unser Anliegen
Wir möchten keine Konkurrenz zu Fachleuten und -literatur sein.
Hier soll möglichst einfach erklärt werden, wie wir Menschen im Normalfall funktionieren.
Und was passiert, wenn es zu einer Krise oder Gefahrensituation kommt. Denn es ist wichtig, zu verstehen, dass traumatisierende Situationen langfristige Auswirkungen auf unser ganzes Leben haben können.
Das Team vom Beginenhof Westerburg
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Frau M. holte sich im Kollegenkreis Unterstützung. Dabei erfuhr sie, dass bereits zwei Kolleginnen von ihr vergeblich versucht hatten, sich gegen die Belästigungen
zur Wehr zu setzen. Beide Frauen erhielten keine Unterstützung und haben das Unternehmen verlassen.
Frau M. wandte sich an den Abteilungsleiter, der ihr den Rat gab, sie solle nicht hinhören und ausweichen.
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Frau M. war nicht gewillt, die sexuellen Belästigungen weiterhin hinzunehmen. Sie entscheidet sich deshalb für eine externe Beratung durch eine Fachperson. Dort konnte sie ihre Situation anonym darlegen, ohne dass eine Lawine ins Rollen kam. Sie erhielt wichtige Informationen über Gegenmaßnahmen.
Zum Beispiel über
das Gleichstellungsgesetz ➜
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Gleichstellungsgesetz (AGG)
Das AGG erfasst sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
als eine Form der Diskriminierung (Art.4 AGG)
Das Gesetz richtet sich an die Arbeitgeberseite.
Sie ist verpflichtet, Arbeitsbedingungen zu schaffen und Maßnahmen
zu ergreifen, die sexuelle Belästigung verhindern oder beseitigen.
Im Fall von Frau M. wurde im Betrieb das AGG verletzt.
Kann das Unternehmen nicht nachweisen, dass alle notwendigen und angemessenen Maßnahmen gesetzt worden sind,
kann Frau M. eine finanzielle Entschädigung verlangen.
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Wie kann Frau M. vorgehen?
Als erster Schritt ist es wichtig, im Betrieb schriftlich eine Beschwerde einzureichen. Es muss verlangt werden, dass der Belästiger angewiesen wird, die Übergriffe sofort einzustellen. Ab diesem Zeitpunkt gilt für die Arbeitnehmerin der Kündigungsschutz nach dem AGG. Sollte die Beschwerde nicht ernst genommen werden, kann zuerst die zuständige Schlichtungsstelle und in der Folge das Gericht angerufen werden.
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Vor Gericht zu ziehen ist natürlich ein schwerer Schritt und will gut überlegt werden. Zuerst ist es wichtig, handlungsfähig zu werden.
Dabei hilft es, dass die Informationen, die gerade benötigt werden, auch vorhanden sind. Das gibt Sicherheit und Ruhe.
Auch hier helfen die Beratungsstellen vor Ort. Keiner muss eine solche Situation allein überstehen.
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Belästigung im Sportverein
Hier möchten wir erklären, wie wichtig Schutzkonzepte sind und was sie beinhalten sollten.
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Marius hat ein tolles Hobby, das ihm sehr viel Spass macht, wo er nette Menschen trifft und er auch schon viele Erfolge feiern konnte: Er ist aktiv im Schwimmverein und durch seine Leistungen schon in der Jugend-mannschaft seines Bezirks angelangt.
Aber er wird immer stiller und in sich gekehrter. Sein Trainer fasst ihn in der Umkleidekabine immer wieder an Stellen an, die ihm sehr unangenehm sind.
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Der Trainer hat ihn sehr deutlich bedroht, er solle nichts sagen, es wäre ihr Geheimnis. Trotzdem erzählt Marius seinen Eltern, was passiert ist. Die Eltern glauben ihm nicht, denn der Trainer ist doch so ein netter Mensch.
Marius gibt nicht auf und spricht mit seiner Vertrauenslehrerin. Die nimmt ihn ernst, weil sie schon vorher ähnliche Erzählungen von anderen Kindern gehört hat. Sie geht zusammen mit Marius zu den Eltern. Nun unterstützen die Eltern Marius gemeinsam mit der Lehrerin.
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Marius war sehr mutig, nicht aufzugeben und sich Hilfe zu holen. Jeder Sportverein ist dazu angehalten, für solche Fälle wie bei Marius Hilfe anzubieten und auch darauf zu achten, dass es keine Möglichkeiten für solche Taten gibt.
Zum Beispiel
Schutzkonzepte zu erarbeiten ➜
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Schutzkonzept
Dazu gehören:
● Leitbild
● Verhaltenskodex und Selbstverpflichtungserklärung
● Fortbildungen
● Personalverantwortung
● Partizipation von Kindern und Jugendlichen
● Präventionsangebote
● Beschwerdeverfahren
● Notfallplan
● Kooperation mit Fachleuten
(Quelle: UBSKM, Schutzkonzepte: Kein Raum für Missbrauch: beauftragte-missbrauch.de)
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Wie kann es weitergehen?
Als erster Schritt ist es wichtig, zu überlegen, was für Marius wichtig ist. Er hat ein Recht auf Unversehrtheit und Schutz.
Er möchte aber auch weiter schwimmen.Der Trainer hat sich strafbar gemacht, weil er Schutzbefohlenen Gewalt angetan hat. Die Verantwortlichen des Schwimmvereins müssen ihn sofort aus dem Dienst entlassen und anzeigen.
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Vor Gericht als Zeuge auszusagen ist natürlich ein schwerer Schritt und muss gut vorbereitet werden.
Marius braucht das nicht allein durchzustehen. Auch hier helfen die Beratungsstellen vor Ort, z. B. mit der Vermittlung von Psychosozialer Prozessbegleitung.
(Informationen gibt es unter: Psychosoziale Prozessbegleitung)
Das gibt Sicherheit und Ruhe.
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Belästigung in der Freizeit
Wir alle sind aufgerufen, aufeinander aufzupassen und Aussagen ernst zu nehmen.
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Lisa geht gerne zu Festivals. Ihr gefällt es, mit vielen Menschen zusammen zu feiern und die laute Musik ist genau ihr Ding.
Was sie nicht mag, ist, dass sie ständig von fremden Menschen angefasst wird. Manchmal auch da, wo sie nicht berührt werden möchte. Sie hat keine Lust mehr, auszugehen, weil sie sich schlecht fühlt.
Und dann passiert noch etwas ganz schlimmes, weil ein junger Mann sie verfolgt, als sie auf die Toilette geht. Sie kann sich nicht wehren und ist verzweifelt.
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Sie wird immer ruhiger und geht nicht mehr mit den Freundinnen weg. Immer hat sie neue Ausreden, warum sie nicht mitgehen kann.
Ihre beste Freundin merkt, dass etwas nicht stimmt. Sie fragt vorsichtig nach. Lisa fängt an zu weinen. Die Freundin nimmt sie in den Arm und dann erzählt Lisa, was ihr passiert ist. Zuerst ist die Freundin geschockt und weiss nicht, was sie sagen soll. Der Typ war doch ganz nett gewesen.
Dann wird sie wütend und will unbedingt etwas unternehmen.
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Die Freundin hat sich sehr gut verhalten. Sie hat Lisa geglaubt und möchte nun eine Lösung finden. Lisa und sie überlegen gemeinsam, wie es für Lisa wieder besser werden kann und wie es mit dem jungen Mann weitergehen soll.
Zum Beispiel
eine Beratungsstelle aufsuchen ➜
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Beratungsstelle
In einer Beratungsstelle für sexueller Gewalt an Mädchen und Frauen könne Sie sich informieren über folgende Themen:
● Stabilisierung durch Gespräche und Beratung
● Informationen zu Hilfe- und Unterstützungsangeboten
● Anzeigen bei der Polizei – wie läuft das ab?
● Hilfe zur Selbsthilfe
● Prozessvorbereitung und Prozessbegleitung
● Selbsthilfegruppen
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Wie kann es weitergehen?
Zuerst überlegen Lisa und ihre Freundin, was Lisa im Moment am meisten braucht. Lisa möchte gerne den jungen Mann anzeigen. Dazu muss sie Beweise sammeln und ihre Aussage bei der Polizei machen.
Dann folgt eine lange Zeit des Wartens, denn so ein Verfahren dauert lange.
Und dann kann es sein, dass der junge Mann frei gesprochen wird aus Mangel an Beweisen. Das passiert oft und darauf muss Lisa gefasst sein.
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Wenn der Täter freigesprochen wird, dann wird es schwer für Lisa. Sie hat Angst, ihm nochmal zu begegnen.
Gemeinsam mit ihren Freundinnen überlegt Lisa, doch wieder auf Festivals zu gehen. Aber sie bleibt niemals allein, alle Freundinnen passen auf sie auf. Wenn der Täter in der Nähe sein sollte, dann verlassen alle sofort gemeinsam den Ort.
Damit Lisa sich sicher fühlt, verabreden sie ein Zeichen, wenn es ihr zuviel wird und sie gehen möchte.
Das gibt Sicherheit und Ruhe.
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